Brigittes Landleben

9,80 

Auszug:

Oft werde ich gefragt, “ Wie sind ausgerechnet Sie aufs Land geraten?“
Dann winke ich ab.
„Das ist eine längere Geschichte!“
Mein Vater ist an allem schuld!
Nach einem wohlbehüteten Bankebeamtenleben in äußerst gut betreuten Dienstwohnungen mit Hausmeister und Zentralheizung, wo für jede kleine Verstopfung oder einen tropfenden Wasserhahn gleich jede Menge Handwerker auf der Matte standen, wollte er sich wenigstens im Alter ein kleines Abenteuer gönnen, und das glaubte er, im „Landleben“ zu finden.
Ein Häuschen mit Garten, die Blumen begießen, versprach bereits allerhand Ungewissheit für ihn. Vater mit seinen zarten, stets sorgfältig manikürten Händen hatte bisher zwar gute Büroarbeit geleistet, aber noch nie und nimmer einen Nagel in die Wand gebracht, geschweige denn einen Baum gepflanzt. Alle Freunde, Bekannten, Verwandten und Kollegen warnten inständig ob seiner Schwächen vor diesem Unternehmen.
„Nein und dann auch noch ein Haus kaufen“, schlug mancher die Hände über dem Kopf zusammen. Das bedeutete, es gab kein „Zurück“.
Doch Vater trotzte allen Anfechtungen und behielt sein Ziel im Auge. Er war festentschlossen, den jahrelang ertragenen Blätterwald verstaubter Akten mit dem frischen Laub der Bäume zu vertauschen wobei sich ein Haus natürlich nicht einfach kauft, wie ein paar Ringelsocken oder ein lila Hemd mit gelben Knöpfen. Nach erfolglosen Ausflügen kreuz und quer durch „deutsche Lande“ geriet dieser Traum bös‘ ins Stocken und beinahe aufs Abstellgleis.

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